Hamas nutzt Waffenruhe zur Entführung


Der verschleppte Offizier zusammen mit seiner Verlobten. Hadar Goldin ist ein gläubiger Jude und stammt aus einer nationalreligiösen Familie.

Der verschleppte Offizier zusammen mit seiner Verlobten. Hadar Goldin ist ein gläubiger Jude und stammt aus einer nationalreligiösen Familie.

Terroristen der Al Kassam-Brigaden haben die humanitäre Feuerpause am gestrigen Vormittag dazu genutzt, den israelischen Offizier Hadar Goldin (23) in den Gazastreifen zu entführen. An der Entführung waren mindestens fünf Terroristen beteiligt, die durch einen Tunnel auf israelisches Gebiet bei Rafah vorgedrungen waren.

Israel bangt weiter um Leutnant Hadar Goldin, der am Freitag von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt wurde. Bisher gibt es von ihm kein Lebenszeichen. Israelische Eliteeinheiten suchen intensiv nach dem Vermissten, während das Gebiet um Rafah und Khan Yunis im südlichen Gazastreifen von Panzern und Artillerie beschossen wird. Die Hamas antwortete mit Raketenangriffen, unter anderem am Morgen auf Tel Aviv.

Die Entführung ereignete sich nach Militärangaben gegen 9.30 Uhr, etwa eineinhalb Stunden nach Beginn der Waffenruhe, die 72 Stunden andauern sollte. Israelische Soldaten suchten in der Umgebung von Rafah nach Terror-Tunneln. Dies war während der Waffenruhe ausdrücklich erlaubt. Plötzlich sahen sie sich Hamas-Kämpfern gegenüber. Nach israelischen Medienberichten sprengte sich einer der Terroristen, der einen Sprengstoffgürtel trug, in die Luft. Die anderen hätten das Chaos nach der Explosion genutzt, um Goldin, einen Leutnant der Givati-Einheit, durch einen Tunnel zu verschleppen. Bei dem Feuergefecht mit den israelischen Soldaten seien mehrere Angreifer getötet worden, hiess es. Auch zwei Israelis kamen ums Leben. Die Armee hat ihre Namen bekannt gegeben: Major Benaya Sarel (26) aus Kiryat Arba, der in zwei Wochen heiraten wollte, sowie Liel Gidoni (20).

Der Vater des Entführten, Professor Dr. Simcha Goldin, gab am Abend den Medien ein bewegendes Interview. „Ich bin sicher, dass die Armee jeden Felsen in Gaza umdrehen wird, um Hadar zu finden und ihn gesund nach Hause zu bringen“, betonte er. Der Staat Israel und die Armee hätten in diesem Kampf seine volle Unterstützung. Hadar hat drei Geschwister. Sein Zwillingsbruder Zur ist ebenfalls Armeeoffizier und dient in einer Kampfeinheit.

Israel hat die Waffenruhe mit der Hamas für beendet erklärt. Die in Kairo geplanten Friedensgespräche wurden abgesagt. Das Militär intensivierte seine Bodenoffensive durch heftigen Artilleriebeschuss. Palästinensische Medien berichten von bis zu 50 Toten und einer grossen Zahl von Verletzten. Die Hamas antwortete mit Raketenangriffen auf Städte im Süden Israels.

Das israelische Sicherheitskabinett traf sich am Abend, um über weitere Schritte zu beraten. Die eher linksorientierte Justizministerin Tzipi Livni unterstrich, „der Bodeneinsatz der Armee hat unsere volle Rückendeckung.“

Am Freitag hatte sich die Hamas noch damit gebrüstet, den Offizier in ihrer Gewalt zu haben. Sie erklärte, der Vorfall habe sich nicht um 9.30 Uhr, sondern bereits um 7 Uhr ereignet, also vor Beginn der Waffenruhe. Nachdem es daraufhin zu einem internationalen Sturm der Entrüstung kam, behaupteten die Islamisten plötzlich, sie hätten mit der Entführung nichts zu tun. „Vermutlich ist der Soldat der zionistischen Besatzer noch vor Beginn der Waffenruhe zusammen mit unseren Männern ums Leben gekommen“ , heisst es nun plötzlich von Seiten der Terror-Organisation.

Die US-Regierung in Washington sprach von einer „barbarischen Verletzung des Waffenstillstandes“ und forderte die sofortige Freilassung des Entführten. US-Aussenminister John Kerry telefonierte mit Israels Ministerpräsident Netanjahu. Der unterstrich, die Hamas und die anderen Terrororganisationen im Gazastreifen müssten nun die Konsequenzen tragen.

Der saudische König Abdullah kritisierte hingegen, dass die internationale Gemeinschaft nichts gegen die israelische Offensive im Gazastreifen unternehme. Ihr Schweigen sei nicht gerechtfertigt. In Jordanien gingen heute Tausende auf die Strasse, um ihre Unterstützung für die Hamas deutlich zu machen.

Heute Morgen werden aus Rafah im südlichen Gazastreifen israelische Luftangriffe und Einschläge von Granaten gemeldet. Israel hat die Bewohner aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, so lange die Suche nach Hadar Goldin im Gange ist. Die Hamas behauptete, durch den Beschuss seien in der Nacht mehr als 40 Menschen getötet worden. „Jede Minute gibt es hier einen Einschlag“, wird ein Anwohner von Nachrichtenagenturen zitiert. Ein Krankenhaus in Rafah wurde wegen der schweren Gefechte geräumt.

Die Hamas hat ihre Raketenangriffe ausgeweitet. Seit Mitternacht heulten die Warnsirenen in Tel Aviv, Bnei Brak, Givat Shmuel, Givatayim, Ramat Gan, Givat Hashlosha, Gat, Rimon, Kfar Sirkin, Petah Tikva und Ra’anana. Das Abwehrsystem „Eiserne Kuppel“ zerstörte am Morgen zwei Raketen über Tel Aviv und eine über Beersheva.

 



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