Thorazitat des Tages – Parascha


ThoraUnsere Weisen lehrten uns: „Die ständige Freude ist der Schlüssel zum Erfolg“

Thora-Parascha

Sidra: BeHar – Auf dem Berg
Lesungen: 3. Mose 25,1 – 26,2
Haftara: Jeschajahu 24:1 – 15

Behar-Psalm 112
Wie mit Geld umgehen

In Psalm 112 stehen Bemerkungen über das Leben eines Gottesfürchtigen: „Heil dem Mann, der den Ewigen fürchtet, an seinen Geboten Wohlgefallen hat“ (Vers 1). In mehreren Versen dieses Psalms ist vom Vermögen des Gerechten die Rede; im zugeordneten Wochenabschnitt Behar finden wir eine Passage, die ebenfalls von Geldangelegenheiten handelt.

„Fülle und Reichtum ist in seinem Haus, und seine Gerechtigkeit besteht für immer“ (Vers 3). Rabbiner  Hirsch erklärt: „Schwerlich kann der Sinn dieses Satzes sein, dass jeder gottesfürchtige, pflichttreue Mensch reich sei und werde… Die Erfahrung aller Zeiten lehrt das Gegenteil. Es kann daher wohl nur heissen: Wirkliche Genüge und wirklicher Reichtum finden sich nur in seinem Haus.“ A. Chacham erklärt den Zusammenhang zwischen den zwei Teilen des zitierten Verses wie folgt: Sein Reichtum wird ihn  nicht zum Abweichen vom Pfade der  Gottesfurcht verleiten (vgl. Psalm 52,  9).

Vers 5 des Psalmes lautet: „Wohl ist dem Mann, der gönnt und leiht, seine Angelegenheiten aber nach dem Recht misst.“ Und Vers 9: „Er streut aus, gibt den Armen.“ Wenn ein Gerechter  Bedürftigen  helfen will, dann schenkt er ihnen Geld oder gewährt ihnen zinslose Darlehen. Hier finden wir den Berührungspunkt zum Wochenabschnitt: „Und wenn neben Dir dein Bruder verarmt und seine Hand wankt, so unterstütze ihn, als Fremdling und Beisasse, dass er bei dir lebe. Nimm nicht von ihm Zins und Aufschlag, fürchte dich vielmehr vor deinem Gotte, dass dein Bruder neben dir lebe“ (Wajikra 25, 35 f.).

Bemerkenswert ist, dass die Tora beim Zinsverbot die Furcht vor Gott erwähnt. Raschi erklärt: Weil ein Jude dieses Gesetz umgehen könnte, indem er durch einen Nichtjuden Darlehensgeschäfte abwickelt, warnt ihn die Schrift: „Fürchte dich vielmehr vor deinem Gotte“. Rabbiner Hirsch erkennt im  Hinweis auf die Furcht vor Gott“ das eigentliche Motiv des Verbots des Zinsnehmens, das ohne  Vergegenwärtigung Gottes sozial menschlich seine Rechtfertigung finden dürfte“ (Von:Prof. Dr. Yizhak Ahren )

Sidra BEHAR

 Raw Assi: Die Zedaka [Wohltätigkeit] wiegt alle Mizwot auf. [Talmud]

Auf die Gefahr hin, mich – sicher so kurz nach dem 1. Mai – als einen ‹Marxisten› zu schildern, bin ich der Ansicht, dass viele Konflikte in der Welt, der Entbehrung an Arbeit, Lebensmitteln und Zukunftsperspektiven zuzuschreiben sind. Dies gilt auch für den nicht ablassenden Flüchtlingsstrom, wobei Menschen mit nur einem Ziel vor Augen den Tod in Kauf nehmen, widerlichen auf Geld versessenen Betrügern vertrauen und ihr letztes Vermögen hergeben. Ihr Ziel? Europa zu erreichen, ergo Arbeit und Nahrung zu erlangen. Europa ist im Stress, da die Anwesenheit von Abertausenden Deprivierten eine Umverteilung der per Definition beschränkten Mittel fordert. Solange es zu viele Staatsbürger gibt, die selber für ein menschenwertes Leben kämpfen müssen, lebt Fremdenhass immer wieder auf. Fremdenhass seinerseits ist jedoch eine uneinnehmbare Barriere für eine Umverteilung der Ressourcen. Die Verhältnisse innerhalb wirtschaftlicher Verbände kommen, sobald Mitgliedstaaten wirtschaftlich nicht mehr mithalten können und von Unterstützung abhängig werden, unter Druck. Die Erosion des wirtschaftlichen Verbandes lauert. Da das Instandhalten des wirtschaftlichen Verbandes im Interesse der Mitgliedstaaten ist, versuchen sie mit aller Macht, Regelungen zu treffen. Auf der individuellen Ebene scheint es einiges einfacher zu sein, einfach weg zu schauen.
In der dieswöchigen Sidra Behar gibt die Tora uns ein (heute als sozialistisch zu bewertendes) Vorbild dafür, was Nächstenliebe und eine sorgsame Gemeinschaft bedeuten [Wajikra 25, 25. 35. 39. 47]. ‹Wegschauen› ist dabei keine Option.
·         Wenn einer seinen Besitz (Land, Haus) verkaufen muss, soll die Gemeinschaft Geld einsammeln, um es zurückzukaufen.
·         Wenn jemand Schulden hat, darf man auf keinerlei Darlehen Zins verlangen, weder wenn es um Geld, noch um Essen geht.
·         Wenn die Armut einen zwingt, sich selber als Sklave zu verkaufen, muss man ihn als Lohnarbeiter, nicht als Sklave behandeln.
·         Wenn jemand Sklave eines nicht-jüdischen Eigners wird, muss die Gemeinschaft ihn freikaufen.
In der talmudischen Literatur wird die Unterstützung der Schwachen aufgrund dieser Mizwot hoch geschätzt. Übrigens nicht nur, weil der Bedürftige der Hilfe bedarf, sondern weil das Helfen ein Bedürfnis des Hilfeleistenden ist. [Wajikra Raba 34].
Ein Schnorrer [Bettler] ruft jedem, der ihm eine Münze in den Hut wirft «Bitte, gern g‘scheh» zu. Jankele fragt ihn geärgert: «Sag mal, ich gebe dir Geld, solltest du mir denn nicht ‹Dankeschön› sagen?!» Der Schnorrer: «Schau, ich ermögliche es dir eine Mizwe zu machen, deswegen solltest du mir ‹Dankeschön› sagen!»
Die Rabbinen bestehen darauf, die Ehre des Begünstigten zu beschützen. Man soll zum Beispiel keine Fragen über die Umstände des Bedürftigen, die eine Spende notwendig machen, stellen. Auch soll man die Situation des Dankeschön Sagens wenn möglich vermeiden.
Raw Assis Aussage, dass die Zedaka alle Mizwot  aufwiegt macht Sinn. Schabbat halten wir nur einmal pro sieben Tage, Zedaka jedoch ist weder zeitlich noch örtlich eingeschränkt.

Schabbat Schalom,
Rabbiner Ruven Bar Ephraim,  JLG Zürich



Kategorien:Gesellschaft

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