Siedler wegen Morden an Palästinensern verurteilt


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Jakov Teitel
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Der aus den USA stammende Jakov Teitel hat einen Taxifahrer und einen Hirten getötet. Das Strafmass ist noch nicht bekannt.

Ein israelischer Siedler ist zweier Morde an Palästinensern und anderer Verbrechen von einem Gericht in Jerusalem für schuldig befunden worden. Der aus den USA stammende Jakov Teitel hatte die Taten zwischen 1997 und 2008 begangen. Die Verteidigung hatte versucht, den geständigen 37-Jährigen als unzurechnungsfähig darzustellen, was das Gericht einem Bericht der Zeitung „Jerusalem Post“ vom Mittwoch zufolge jedoch ablehnte. Strafrechtliche Konsequenzen für Israelis wegen Gewalt gegen Palästinenser sind nach Ansicht von Kritikern eher selten.

Teitel, Vater von vier Kindern, war in der israelischen Presse als „der jüdische Terrorist“ bekannt geworden. Er hatte einen palästinensischen Taxifahrer und einen palästinensischen Hirten umgebracht, einen Bombenanschlag auf einen linksgerichteten israelischen Professor und eine andere Siedlerfamilie verübt sowie zur Ermordung von Homosexuellen aufgerufen.

Wirft man einen Blick auf die Biographie des Menschen Jakov Teitel, so erfährt man viel über die jüdisch-israelische Gesellschaft der letzten zwanzig Jahre. Denn Teitel, ein gebürtiger US-Amerikaner, hat eine für junge Juden nicht ungewöhnliche Karriere in der radikalen Siedlerbewegung durchlaufen, die durch nationalreligiösen Fanatismus, Homophobie und Waffengewalt geprägt ist.

Geboren wurde «Jack» Teitel 1972 in Florida. Seine Eltern Mordechai (Mark) und Devorah (Dianne) waren orthodoxe US-amerikanische Juden. Teitels Vater, ein Zahnarzt, kämpfte im Vietnamkrieg. Als er Teenager war, zog die Familie nach Norfolk/Virginia. Teitel schloss ein Psychologiestudium mit dem Bachelor ab. Der bis dahin recht typische US-amerikanisch-jüdische Lebensweg erhielt Mitte der 1990er Jahre eine dramatische Wendung, als Teitel begann, regelmässig nach Israel zu reisen. Zu dieser Zeit, dem Beginn des Oslo-Friedensprozesses, wurden die Siedlungsbemühungen im besetzten Westjordanland von Seiten der israelischen Regierung stark intensiviert. Und es fanden sich viele nationalreligiöse Jugendliche, die Kinder der ersten jüdischen Siedler der 1970er und 1980er Jahre, die, von radikalem «Pioniergeist» beseelt, begannen, sich auf Hügelspitzen eigene Vorposten zu errichten. Dieser, vom israelischen Historiker Mosche Zimmermann «Hügeljugend» benannten Gruppe schloss sich Teitel an. Er zog während seiner Israel-Besuche durch eben diese Hügelsiedlungen und begeisterte sich für die dort praktizierte ländliche Lebensführung.

Konflikte mit der palästinensischen Bevölkerung blieben dabei nicht aus. Zum ersten Mal geriet Teitel ins Visier vom Inlandsgeheimdienst «Schin Bet», als er 1997 unter Verdacht stand, die Palästinenserin Isa Machmara in der Nähe der Siedlung Carmel erschossen zu haben. Teitel wurde verhört – und gestand: Während der Untersuchung meinte er, dass er nach Israel gekommen sei, um Rache für die Selbstmordanschläge der Palästinenser zu üben. Obwohl einziger Verdächtiger im Fall Machmara und trotz der eindeutigen Äusserung –Teitel wurde freigelassen, der Fall wurde damalsnach sechs Jahren aus Mangel an Beweisen eingestellt.

Das Strafmass soll später festgesetzt werden. Auf Mord steht in Israel eine lebenslange Freiheitsstrafe. Nur der Präsident kann – in der Regel nach 20 bis 30 Jahren – eine Begnadigung aussprechen. (APA/dpa/jns)

 



Kategorien:Gesellschaft

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