Nur einige wenige Tunnel-Arbeiter sind noch da, liegen auf Feldbetten oder lehnen an der Wand und rauchen: Die Schmuggeltunnel entlang der ägyptischen Grenze zum Gazastreifen sind zur Zeit weitgehend leer. Im Sommer hatte das ägyptische Militär begonnen, die meisten der Tunnel zu zerstören. Die Ägypter befürchten, dass durch die unterirdischen Verbindungen Hamas-Terroristen unbemerkt auf die Sinai-Halbinsel gelangen, um die befreundete Muslimbruderschaft im Kampf gegen das ägyptische Militär zu unterstützen. Die logische Folge: Grosse Spannungen zwischen der Hamas-Regierung in Gaza und der neuen ägyptischen Regierung in Kairo.
Die Tunnel dienen seit Jahren als illegale Versorgungsader für die Menschen im Gazastreifen, wo rund 1,7 Millionen Palästinenser leben. Nachdem die islamistische Hamas die Macht im Gazastreifen an sich riss, wurden die Tunnel besonders wichtig. Wegen fortgesetzter Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf die israelische Stadt Sderot sperrte Israel Anfang 2008 die Grenzübergänge. Ägyptens damaliger Präsident Mubarak schloss sich der Blockade an. In den vergangenen Jahren hat Israel nun begonnen, diese Blockade schrittweise zu lockern. Neuerdings dürfen auch Stahl und Beton wieder offiziell eingeführt werden. Die Einfuhr von bestimmten Waren, die für kriegerische Auseinandersetzungen verwendet werden könnten, bleibt verboten. Jede Woche passiert eine Vielzahl von Lastwagen die israelische Grenze zum Gazastreifen, beladen mit Nahrungsmitteln und Kraftstoff. Diese Hilfstransporte werden von der israelischen Armee beaufsichtigt.
An den Tunneln hatten viele verdient: Ägypter, die ihre Grundstücke für die Eingänge zur Verfügung stellten; Polizisten und Soldaten, die Schmiergelder erhielten, damit sie die Tunnel übersahen; die organisierten Schmugglerbanden, die selbst komplette Fahrzeuge unterirdisch in den Gazastreifen schafften; und nicht zuletzt die Hamas, die Zoll auf die Schmuggelwaren erhob. Diese ganze „Schmuggelindustrie“ wurde jetzt stillgelegt.
Einige Versuche der Schmuggler, neue Tunnel zu bauen, wurden von ägyptischen Sicherheitskräften unterbunden. „Für uns gibt es keine Alternative, wir müssen in diesen Tunneln arbeiten“, erklärte einer der Arbeiter, Hussam Rashwan, gegenüber der Zeitung >i<>. „Sie sind der einzige Weg, wichtige Güter nach Gaza zu transportieren“. „Ägypten behandelt uns wie einen Feind“, ärgert sich Asaad Najar, ein weiterer Tunnelarbeiter Als Vater von neun Kindern müsse er Geld verdienen, um seine Familie zu ernähren. Aufgrund der Tunnel-Blockade verdiene er momentan jedoch überhaupt nichts. (ih)
Kategorien:Nahost
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