„Gott ist mir immer gegenwärtig“ (Psalm 16 Vers 8)
Thora-Parascha
„Lech Lecha – Gehe“
Wochenabschnitt: 1. Mose 12,1 bis 17,27
Haftara-Prophetenlesung: Jesaja 40,27-41,16
Lech Lecha – Psalm 110
Aufgaben eines PriestersIm Wochenabschnitt Lech Lecha stehen Namen einiger Könige (Bereschit, Kap. 14). Einer der genannten Könige, Malkizedek, wird auch im Psalm 110 erwähnt: „Der Ewige hat geschworen und bereut nicht, du bist Priester ewiglich nach der Weise des Malkizedek“ (Vers 4). Es ist anzunehmen, dass die Gestalt von Malkizedek zur Verknüpfung von Psalm 110 mit Lech Lecha geführt hat.
Malkizedek sind in der Tora drei Verse gewidmet: „Malkizedek hingegen, König von Schalem, hatte Brot und Wein hinaus gebracht; er war aber auch Priester dem höchsten Gotte. Er segnete ihn und sprach: Gesegnet Abram dem höchsten Gotte, dem Eigner von Himmel und Erde, und gesegnet der höchste Gott, der deine Feinde in deine Hand gegeben! Er gab ihm den Zehnten von allem“ (Bereschit 14, 18 – 20).
Was bedeutet der Begriff „Priester“ (hebr: Kohen)? Raschi erklärt in seinem Kommentar zu Bereschit 47,22, dass Kohen gewöhnlich einen Diener Gottes bezeichnet; manchmal erhält auch ein weltlicher Würdenträger diesen Titel, so z. B. der Kohen von On (Bereschit 41,45). Nach Rabbiner Hirsch ist ein Kohen „derjenige, der (durch Lehre, Beispiel und symbolische Handlung) auf Menschen einwirkt, dass sie dem göttlichen Willen entsprechend für das Göttliche bereit und fest seien.“
Wie F. Melzer bemerkt hat, sind die Interpreten sich nicht einig, von welcher historischen Persönlichkeit der Psalmist im zitierten Vers spricht. Rabbiner Hirsch erklärt, dass der angesprochene Kohen König David ist: „Davids geistiges Priestertum, die Menschengemüter durch die Macht seiner Lieder zu Gott zu führen, hat keine begrenzte Dauer…Davids Bestimmung ist einerseits der priesterliche Beruf seines geistigen Wortes, andererseits sein königliches, mustergültiges Walten in Gerechtigkeit nach Gottes Wort.“ ( Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)
Sidra lech lecha
Du wirst ein Segen sein
Awram wird von Gott beauftragt, aus seinem Heimatort Ur Kasdim in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zu gegebener Zeit zeigen wird. Um Awram zu motivieren verspricht Gott:
„Ich werde dich zu einem grossen Volk machen, dich segnen und deinen Namen gross machen und du wirst ein Segen sein“[1].
Der Midrasch [2] betont, dass die Worte „du wirst ein Segen sein“ folgendermassen verstanden werden sollen: Gott hatte Adam und Noach selbst gesegnet, jetzt aber Awram die Fähigkeit zuerkannt, Andere zu segnen. Rabbiner Shimshon Raphael Hirsch [3] kehrt die Sache um. Er versteht die Worte Gottes an Awram als einen Auftrag: Du, Awram, sollst ein Segen sein! Was bedeutet denn ‚ein Segen sein‘? Meines Erachtens: Da sein für den/die PartnerIn, die Kinder, die Eltern und für diejenigen, die dich nötig haben. ‚Ein Segen sein‘ bedeutet mit Wort und Tat da zu sein für die Nächsten, ja ihnen die Moral ‚ein Segen sein‘ vorzuleben. Aber auch mit eigenen Leistungen können wir ‚ein Segen sein‘. Nimm zum Beispiel die erlesene Gesellschaft der NobelpreisträgerInnen [4]. Haben sie den Auftrag ‚ein Segen‘ zu sein vernommen und diesen in aussergewöhnliche Leistungen umgesetzt? Vielleicht. Keine Nobelpreisträgerin, aber mit ihren 14 Jahren und ihrem Engagement sicher ‚ein Segen‘, ist die pakistanische Malala, die in Gefahr für das eigene Leben für den Unterricht für Mädchen kämpft. Künstler sind auch ‚ein Segen‘, so wie Musiker, Sportler, Autoren und Filmproduzenten. Sie alle bringen uns die dringend notwendigen freudigen Momente in unser Leben. Hilfsorganisationen, Stiftungen zugunsten medizinischer Forschung, Unterstützungsgruppen für Menschen auf dem Weg aus ihrem Elend; sie alle sind ‚ein Segen‘ für die Menschheit.
Wenn es aber zu Situationen kommt wie zum Beispiel in Qatar, wo der Bau der Fussballstadions für die WM buchstäblich über Leichen geht, hört der Segen auf ‚ein Segen‘ zu sein. Wenn die Habgier oder die Selbstsucht – ob von Personen, Firmen oder Gesellschaften praktiziert – Mitgefühl und Anteilnahme betäubt, hat die diesbezügliche Person, Firma oder Gesellschaft den Auftrag „und du wirst ein Segen sein“, völlig verpfuscht.
‚Ein Segen sein‘ prallt zurück. Die Belohnung für ‚ein Segen sein‘ ist der Segen.
Schabat Schalom,
Rabbiner Reuven Bar Ephraim, JLG Zürich
[1] Bereschit [1.BM] 12, 2
[2] Midrasch Bereschit raba 39
[3] Deutscher Rabbiner aus dem 19. Jahrhundert
[4] Eine bemerkenswerte Statistik: Etwa 800 Menschen wurden seit 1901 mit diesem Preis ausgezeichnet, in den Gebieten von Literatur, Chemie, Physik, Medizin, Wirtschaft und Frieden. Obwohl der Anteil der Juden mit 13 Million Menschen, in der Weltbevölkerung ca. 0,25% beträgt, sind etwa 22% der Dekorierten jüdisch
Paraschat Haschawua: lech.lecha.1.j.pdf, lech.lecha.haftara.1.j.pdf
Kategorien:Gesellschaft

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