Thorazitat des Tages – Thora-Parascha


ThoraUnsere Weisen lehrten uns: „Jeder Mensch, der den Glauben in Gott besitzt, wird zu guter Letzt reich werden!“

Thora-Parascha

Schabbat „BeSchalach“ – Als er ziehen liess
Lesung: 2. Mose 13,17 – 17,16
Propheten: Richter 4,4 – 5,31

Beschalach-Psalm 66
Gesang der Erlösten

Den Schabbat, an dem der Wochenabschnitt Beschalach vorgelesen wird, nennt man „Schabbat Schira“, Schabbat des Liedes. Gemeint ist das Lied am Schilfmeer, das die Israeliten nach ihrer wunderbaren Errettung gesungen haben (Schemot Kap. 15). Das man Schabbat Schira einen Psalm zugeordnet hat, der auf Ereignisse am Schilfmeer Bezug nimmt, verwundert uns nicht.
 
In der Tora heisst es: „Und die Kinder Israel gingen im Trockenen mitten durch das das Meer, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken“ (Schemot 14, 29). Vers 6 von Psalm 66 lautet: “Er wandelte das Meer in Trockenes, durch den Strom zogen sie zu Fuss. Dort freuten wir uns Sein!“ Die erwähnte Freude ist ein Hinweis auf das am Schilfmeer gesungene Lied. Im Morgengebet ist sogar von einer grossen Freude die Rede: „Mosche und die Kinder Israel stimmten Dir  mit grosser Freude ein Lied an.“
 
Auch in Vers 7 des Psalms können wir eine Andeutung auf Worte im Wochenabschnitt Beschalach entdecken. Die Erlösten sprachen (und wir wiederholen diesen Tora-Vers morgens und abends im Gebet): „Gott wird König sein immer und ewig!“ (Schemot (15, 18). Im Psalm steht: „Er herrscht in seiner Stärke ewiglich, seine Augen schauen auf die Völker. Die Ungehorsamen mögen sich nicht erheben!“ Die Ereignisse am Schilfmeer sind eine ewige Lehre, dass Gott das bedrängte Volk erlöst – und die Verfolger bestraft hat.
 
Erwähnenswert ist, dass unser Psalm ausdrücklich auch die nichtjüdische Welt auffordert, aus historischen Begebenheiten die richtigen Schlüsse zu ziehen: „Gehet hin und seht die Wirkung Gottes, wie furchtbar im Handeln Er ist über den Menschensöhnen“ (Vers 5). Rabbiner Hirsch schreibt in seinem Kommentar: „Gehet einmal hin, lautet daher der Aufruf an die Völker und ‚seht’ – in Israels Geschichte – die Wirkungen Gottes. In Israels Geschichte liegen sinnlich wahrnehmbare, nicht wegzuweisende Tatsachen da, die Gottes Wirken und Walten demonstrieren.“ (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)

Sidra Beschalach

Eine Zeit der Tat

Gott schickt den Ägyptern 10 schreckliche Plagen, die Israeliten verlassen das Land, Pharao bereut seinen Entscheid und verfolgt sie mit Pferd und Streitwagen. Beim Schilfmeer angekommen sieht das Volk Israel sich in der Falle. Vor ihnen das tosende Schilfmeer, hinter ihnen das ägyptische Heer. Von Angst überwältigt, will die Meute nach Ägypten zurückkehren. Das Sklavendasein ist kein Honiglecken, aber immerhin dem Tod in der Wüste zu bevorzugen. Mosche verlangt, dass sie auf Gott vertrauen [1], welcher Mosche beauftragt, seinen Stab aufzuheben. Und siehe da, das Schilfmeer spaltet sich zu einem Fluchtweg.

Die beschriebene Hektik beim Schilfmeer regt das Vorstellungsvermögen der talmudischen Rabbinen an [2]. Rabbi Me’ir meint, die Stämme hätten sich darüber gestritten, welcher Stamm sich als erster auf den Weg durch das Meer machen darf und mithin die Flucht anführe. Ohne einen Entscheid abzuwarten, sei der Stamm Benjamin dann losgezogen, worauf der Stamm Jehuda die marschierende Horde mit Steinen bombardierte. Diese Interpretation gründet auf dem Gedanken, dass es eine ehrenvolle Aufgabe ist, sich aktiv an der Befreiung des Volkes Israel zu beteiligen.

Auch laut Rabbi Jehuda stritten sich die Stämme über die Frage, wer sich als erster Stamm in die unheimlich gestaute Wassermasse begeben soll. In seiner Version geht es jedoch darum, wer nicht als erster Stamm gehen muss. Ohne einen Entscheid abzuwarten, marschiert Nachschon vom Stamm Jehuda ins Meer. Diese Interpretation gründet auf dem Gedanken, dass es Mut braucht um sich als erstes ‚Schaf‘ ins Wasser zu stürzen, wonach die Herde dann folgt.

Ein anonymer Erklärer skizziert Mosche – während die Stämme sich streiten, wer die Ehre oder den Mut hat die Flucht anzuführen – in tiefem Gebet. Er lässt Gott Mosche anschnauzen: „Meine Geliebten ertrinken und du verlierst dich im Gebet?“.

Wir bekommen ein unglaubliches (fast jüdisches) Bild vor Augen: Die Stämme zerstreiten sich, eine furchterregende Wassermasse erhebt sich, die ägyptischen Streitwagen stürmen heran, dies alles unter ohrenbetäubendem Getöse, Mosche aber ist in Absonderung und betet.

Die Rabbinen preisen Nachschon der sich der Situation gewachsen zeigt, losmarschiert und damit Mut und Führungskraft an den Tag legt. Fürwahr eine grosse Tat. Mit den Worten aus Kohelet (Prediger) können wir sagen, dass es für alles eine geeignete Zeit gibt [3]: eine Zeit zum Streiten, eine Zeit die Ehre an sich zu reissen, eine Zeit zum Beten und eine Zeit der Tat.

Schabat Schalom,
Rabbiner Reuven Bar Ephraim, JLG Zürich
 
[1] Schemot [2.BM] 14, 9-19.
[2] Mechilta deRabbi Jischma’el, Beschalach 1, 4; Midrasch Tanchuma Beschalach; Midrasch Schemot Raba 21, 3.5.8.
[3] Kohelet 3.



Kategorien:Gesellschaft

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1 Antwort

  1. Hat dies auf faehrtensuche rebloggt und kommentierte:
    Shabbat Shalom Beschalach!

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