Ariel Scharon: Israel nimmt Abschied von einem Kämpfer


Ariel ‚Arik‘ Sharon: 26. Februar 1928 – 11. Januar 2014

Ariel SharonAriel Scharon ist tot. Der frühere israelische Regierungschef starb heute im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus in der Nähe von Tel Aviv. Er hatte nach einem schweren Schlaganfall acht Jahre im Wachkoma gelegen. Scharon hinterlässt zwei Söhne, Omri und Gilat, und mehrere Enkelkinder.

Er war einer der umstrittensten Regierungschefs in der Geschichte Israels: Ariel Scharon. Der General, Minister und Premierminister lag seit 2006 im Wachkoma. Seit Oktober verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Bereits gestern hiess es aus dem Krankenhaus, sein Tod sei nur noch eine Frage von Stunden. So waren seine Familienangehörige an sein Bett gekommen, um Abschied zu nehmen von dem 85-jährigen Staatsmann, den seine Freunde „Arik“ nennen. Er selbst sah sich als Kämpfer, als Krieger – so nannte er auch seine Autobiographie.

Ariel Scharon wurde am 27. Februar 1928 als Ariel Scheinermann im Moschaw Kfar Malal geboren. Seine Eltern waren Juden, die aus Weissrussland ins Heilige Land einwanderten. David Ben-Gurion, der legendäre Führer Israels, prophezeit schon dem jungen Soldaten Scharon Erfolg und Grösse. Dessen militärische Karriere beginnt als 14-jähriger Freiwilliger und dauert rund 30 Jahre.

Scharon heiratet zwei Mal. Er hat drei Söhne. Seine erste Frau Margalit kommt bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Ihr gemeinsamer Sohn Gur stirbt im Alter von acht Jahren, als sich versehentlich ein Schuss aus einer Waffe löst. Scharon heiratet später Lily, Margalits Schwester.

Die militärische Karriere Scharons ist bemerkenswert. Während der Suez-Krise im Jahr 1956 ist er Kommandeur einer Fallschirmjäger-Brigade. Seine Männer erobern ohne ausdrücklichen Befehl den Mitla-Pass im Sinai – eine wagemutige Aktion, die Scharons Ruf als risikofreudigen Offizier begründet. Im Sechstagekrieg befehligt er eine Panzerdivision an der Sinai-Front, die entscheidende Schlachten gewinnt.

Scharon scheidet aus der Armee aus und wechselt in die Politik. Zunächst schließt er sich einer liberalen Partei an. Im Jom-Kippur-Krieg wird Sharon 1973 aus dem militärischen Ruhestand zurückgerufen. Unter Missachtung von Befehlen durchstösst er die ägyptischen Linien und überquert mit seiner Panzerdivision den Suezkanal. Sein Bild, mit einer Binde um den Kopf auf der  anderen Seite des Kanals, geht um die Welt. Der wagemutige Kommandeur wird zum Volkshelden.

1981 wird Scharon zum Verteidigungsminister ernannt. Er zeigt Härte und lässt palästinensische Terroristen aus dem Libanon vertreiben. Scharon gewährt christlichen Milizen Zugang zu palästinensischen Flüchtlingslagern. Sie richten dort ein Massaker an. Dies kostet ihn sein Amt.

Später, als Bauminister unter Menachem Begin, treibt er den Bau von jüdischen Siedlungen in Judäa und Samaria voran. Zu jener Zeit wandern Tausende von Juden nach Israel ein. Sie werden rasch eingegliedert und in transportablen Fertighäusern untergebracht. Scharon profiliert sich als erfolgreicher Politiker mit Durchsetzungskraft.

Im Jahr 2000 besucht Scharon als Oppositionsführer den Jerusalemer Tempelberg.  Nach palästinensischer Darstellung löst dies die Intifada aus, den gewaltsamen Aufstand gegen Israel. Jüdische Ermittlungen ergeben jedoch, dass die Unruhen vorher  geplant waren.

2001 ist der unermüdliche Kämpfer am Ziel: Er wird Regierungschef nach einem Wahlsieg über Ehud Barak von der Arbeiterpartei.

2005 überrascht Ariel Scharon, der „Vater der Siedler“, Freunde und Feinde mit dem jüdischen Rückzug aus dem Gazastreifen. Die Räumung der Siedlungen verläuft ohne Blutvergiessen und in kürzester Zeit. Es gibt heftige Kritik an diesem Schritt, auch aus den Reihen seiner eigenen Likud-Partei. Doch Scharon hält unbeirrt an seinem Kurs fest. Seine Motivation gibt bis heute Rätsel auf. Von Protesten hat er sich noch nie beeindrucken lassen. Der Konflikt droht seine Partei zu spalten, er gerät zunehmend unter Druck.

Am 21. November verlässt Scharon den Likud und gründet die neue Partei Kadima („Vorwärts“). Viele prominente Politiker schließen sich ihm an. Umfragen sagen Kadima  einen klaren Wahlsieg  voraus. Erneut scheint sich Scharons unbändiger Siegeswille auszuzahlen.

Doch die politische Karriere der grossen Führungsfigur Israels endet jäh mit einem schweren Schlaganfall und Hirnblutungen. Er bricht auf seiner Farm in der Negev-Wüste zusammen und fällt ins Koma, aus dem er nicht mehr erwacht.

Das Leben des Ariel Scharon

Er galt als harter Kämpfer, aber er liebte das Geigespielen. Er ging keiner lautstarken politischen Auseinandersetzung aus dem Weg, aber er genoss die Stille auf seiner Farm in der Negev-Wüste. Er war der grösste Förderer der jüdischen Siedlerbewegung, aber er liess die Siedler im Gazastreifen von der eigenen Armee vertreiben. Ariel Scharon- ein grosser Führer Israels, aber auch einer der umstrittensten, ein Mann der Widersprüche. Nach seinem Schlaganfall im Jahr 2006 hat die israel heute-Fernsehredaktion mit historischen Originalaufnahmen das folgende Portrait zusammengestellt.



Kategorien:Gesellschaft

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1 Antwort

  1. welches Geburtsdatum ist nun richtig, oben der 26.Februar, im Text der 27.02.?

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