Israel erhält Manuskripte von Max Brod zurück


Eine Postkarte des jüdischen Autoren Franz Kafka aus dem Nachlass seines Freundes und Verlegers Max Brod in der Jerusalemer Nationalbibliothek

Rund 5.000 Seiten aus dem schriftlichen Nachlass des Kafka-Freundes Max Brod (1884–1968) sind am Dienstag in Berlin der israelischen Nationalbibliothek übergeben worden. Die Dokumente wurden zufällig bei einer Durchsuchung des Bundeskriminalamts im Jahr 2013 im Zuge von umfangreichen Ermittlungen unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Wiesbaden gegen Kunstfälscher gefunden.

Sie waren in Koffern und Klarsichtfolien verwahrt. Poststempel liessen vermuten, dass die zum Teil vergilbten Dokumente schon über 100 Jahre alt sein könnten. Mit Hilfe von Literaturexperten konnte die Authentizität der Unterlagen 2014 schliesslich eindeutig geklärt werden.

In der Botschaft Israels gab der Vizepräsident des Bundeskriminalamtes, Peter Henzler, die in Kisten aufbewahrten Manuskripte dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Bibliothek, David Blumenberg. Die Rückgabe der gestohlenen Dokumente sei ein »Akt der historischen Gerechtigkeit«, sagte der israelische Botschafter, Jeremy Issacharoff.

Zu den Dokumenten gehört auch eine Postkarte des Schriftstellers Franz Kafka (1883–1924) an Brod. Die Ermittlungen ergaben, dass die Dokumente zwischen 2009 und 2012 aus der Wohnung der ehemaligen Sekretärin des Schriftstellers Max Brod, Esther Hoffe, in Tel Aviv gestohlen und unter anderem dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach zum Kauf angeboten worden. Ein Gericht sprach sie dem Brod-Nachlass zu, der in der israelischen Nationalbibliothek in Jerusalem aufbewahrt wird.

Die Manuskripte, darunter unveröffentlichte Passagen aus Brods Tagebuch sowie frühe Korrespondenz Brods mit seiner Frau, könnten weiteren Aufschluss über das Leben von Franz Kafka geben, hatte Stefan Litt, der zuständige Archivar der Nationalbibliothek, gesagt. Brod, ein enger Freund und Förderer Kafkas hatte verfügt, dass nach seinem Tod sämtliche Manuskripte, auch jene Kafkas, an seine Sekretärin Esther Hoffe gehen sollen. Nach ihrem Tod 2007 behielt ihre Tochter Eva den Nachlass von Kafka und Brod. Teile des Kafka-Nachlasses, darunter das Manuskript des Romans »Der Prozess«, gingen an Auktionshäuser und wurden für Rekordsummen versteigert. Das »Prozess«-Original wird im Literaturarchiv in Marbach aufbewahrt.

BKA-Vizepräsident Peter Henzler: „Max Brod sagte einst über die ersten Begegnungen mit Franz Kafka: „Es wäre auch schwer gewesen, ihn zu bemerken, der so selten das Wort ergriff und dessen äusseres Wesen überhaupt eine tiefe Unauffälligkeit war […].“ Ähnlich, wie es Max Brod mit seinem Freund Kafka bei den ersten Begegnungen ging, ging es unseren Ermittlern, als sie zufällig auf Manuskripte, Bücher, Briefwechsel, Notizen und Fotografien von Max Brod bei einer Durchsuchung im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens gegen Kunstfälscher stiessen.

Die vergilbten Dokumente waren in alten Koffern zwischen allerlei Trödel gelagert, ihren Wert haben sie dennoch schnell erkannt. Mich freut es sehr, dass wir die Dokumente sichern konnten und sie nun einen würdigen Platz in der National Library of Israel bekommen“.

2016 hatte Israels Oberstes Gericht entschieden, dass der gesamte Brod-Nachlass der Nationalbibliothek gehöre. Jüngst entschied ein Gericht in der Schweiz, dass weitere Teil des Nachlasses, die sich in Banksafes in Zürich befinden, ebenfalls an Israel übergeben werden müssen. (dpa/JNS)



Kategorien:Kultur

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