Rabbi Elijahu Bakshi-Doron, Israels sephardischer Oberrabbiner von 1993-2003, ist in der Nacht zum Montag verstorben. Er ist Israels bisher bekanntestes Opfer des COVID-19-Virus.
„Sein Wesen war das der Vernunft, der Toleranz und der Liebe für das Volk und den Staat“, sagte Netanjahu in einer Ansprache. „Ich bin in tiefer Trauer, gemeinsam mit dem ganzen Volk Israel“, fügte der Premierminister hinzu.
Auch wenn Netanjahus Worte in der Tat aufrichtig sein mögen, ist es zweifelhaft, ob alle anderen Israelis dasselbe empfinden, insbesondere innerhalb der ultra-orthodoxen Gemeinschaft des Rabbiners selbst.
Rabbi Bakshi-Doron hatte sich nie davor gescheut, gegen den Strom zu schwimmen. In seinen 10 Jahren als Oberrabbiner galt er jedoch als sehr umstritten.
Im Jahr 1996 verglich er das Reformjudentum mit dem biblischen Simri, ein Fürst im Hause der Simeoniter, von dem in 4. Mose 25 die Rede ist. Simri gilt als einer der Hauptverantwortlichen für die Vermischung des Volkes Israels mit Moab sowie die Einführung des Götzendienstes durch die Anbetung des Baal-Peor. Der Zorn des HERRN gegen Israel legte sich erst, als der Priester Pinehas sowohl Simri als auch die Moabiterin, mit der er schlief, tötete.
Drei Jahre später, 1999, griff Bakshi-Doron das Thema erneut auf und behauptete, das Reformjudentum habe dem jüdischen Volk mehr Schaden zugefügt als der Holocaust der Nazis.
In den Jahren 1998 und 2000 sorgte der sephardische Oberrabbiner Israels erneut für Aufregung, als er zunächst mit dem türkisch-muslimischen Geistlichen Fethullah Gulen und später mit Papst Johannes Paul II. zusammentraf. Diese Treffen markierten den Beginn einer langen Kampagne des interreligiösen Dialogs, für die Bakshi-Doron von vielen ultra-orthodoxen Juden kritisiert wurde, in deren Augen die religiöse Zusammenarbeit mit Muslimen und Christen einer Blasphemie gleichkommt.
Ebenfalls im Jahr 2000 tauchte Bakschi-Doron in die politische Arena ein, indem er Israel ermutigte, einige der weitergehenden Forderungen der palästinensischen Araber zu erfüllen. Er mag zweifelsohne ein religiöser Zionist gewesen sein, trotzdem tätigte er Aussagen wie jene vor der jüdischen Gemeinde Singapurs, dass er es befürworte, den Palästinensern die Erlaubnis zu erteilen, ihre Hauptstadt auf der östlichen Seite Jerusalems zu errichten, solange Israel die Souveränität über den Tempelberg behalte.
Rabbiner Elijahu Bakschi-Doron wird heute im engsten Familienkreis auf dem Jerusalemer Har HaMenuchot-Friedhof in Givat Shaul beigesetzt werden. (
Kategorien:Gesellschaft
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