
Könnte bald einen Zwilling bekommen: Die iranische Atomanlage in Buschehr(Foto: picture alliance / dpa)
Nach den jüngsten Fortschritten in den Atomgesprächen mit der 5+1-Gruppe plant der Iran den massiven Ausbau seines Stromnetzes – und will dafür weitere Reaktoren bauen. Das nötige Know-how soll erneut Russland liefern.
Der iranische Präsident Hassan Rouhani hat angekündigt, dass im AKW Buschehr unter russischer Beteiligung bald ein zweiter Reaktorblock entstehen soll. Teheran hält für die Energiegewinnung an der Kernkraft fest, zitiert die Agentur Fars das Staatsoberhaupt.
„Der Iran plant, mithilfe von Atomkraftwerken in den nächsten Jahren mehr Elektroenergie herzustellen“, sagte Rouhani. „Erreichen können wir das durch den Bau eines zweiten Blocks im AKW Buschehr.“
Der Chef der Iranischen Atomenergieorganisation (AEOI), Vizepräsident Ali Akbar Salehi, hatte zuvor mehrmals betont, dass sein Land im Atomenergie-Bereich mit der aktiven Zusammenarbeit mit Russland rechnet.
„Wir führen Verhandlungen mit der russischen Seite, um 4000 Megawatt produzieren zu können, und sie (Russland)haben ihre Bereitschaft geäussert, mit dem Bau (zu beginnen)“, sagte Salehi in einer Erklärung auf der Website des iranischen staatlichen Rundfunks IRIB, so AFP.
„Im nächsten Jahr werden wir den Baubeginn eines weiteren AKW in Buschehr sehen können“, äusserte der iranische Vizepräsident.
Die Leistung des neuen AKW bezifferte der AEOI-Chef dabei nicht. Zuvor hatte der Iran erklärt, ein Werk mit einer Produktivität von 1000 Megawatt sei in Planung.
In einem zweiten Schritt sollten weitere Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 5000 Megawatt hinzukommen. Letztlich will der Iran 20.000 Megawatt Strom durch Atomkraft erzeugen. Angesichts dieser Vorhaben müsse der Iran sein Atomprogramm und insbesondere seine Urananreicherung weiter entwickeln, um „den notwendigen Brennstoff an die Anlagen“ zu liefern, hob Salehi hervor.
Die Kontrolle über die Atomanlage in Buschehr mit einer Kapazität von tausend Megawatt hatte Russland im September offiziell an die iranischen Behörden übergeben. Das Kraftwerk war 2010 mit gut einem Jahrzehnt Verspätung fertig gebaut worden, in Betrieb ging es angesichts wiederholter technischer Probleme aber erst im folgenden Jahr.
Da das Atomkraftwerk in Buschehr angeblich der „Stromerzeugung“ dient, erregt es beim Westen keine Kritik. Allerdings befürchten Staaten wie die USA und Israel, dass der Iran unter dem Deckmantel der zivilen Kernkraftnutzung heimlich auch an Atomwaffen arbeitet. Nach jahrelangem Streit hatten Teheran und die sogenannte 5+1-Gruppe aus den fünf UN-Vetomächten und Deutschland vor einer Woche ein Abkommen vereinbart.
Das zunächst für sechs Monate geltende Interimsabkommen sieht vor, dass der Iran im Gegenzug für die Lockerung gewisser Sanktionen zentrale Teile seines Atomprogramms aussetzt. So soll die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent gestoppt, der bestehende Uranvorrat reduziert und der Bau des Plutoniumreaktors in Arak unterbrochen werden. Ausserdem lässt der Iran tägliche Kontrollen seiner Atomanlagen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zu.
Zum von der 5+1-Gruppe geforderten Baustopp für die Anlage in Arak sagte Salehi nun laut Staatsfernsehen, dabei handele es sich für den Iran genauso um eine „rote Linie“ wie bei der Urananreicherung. „Sie wollen uns unseres Rechts berauben“, sagte Salehi, doch das Land beabsichtige vielmehr noch den Bau weiterer Schwerwasserreaktoren. Zugleich betonte der Behördenchef, dass in Arak „kein für den Bau einer Bombe geeignetes Plutonium“ hergestellt werde.
In der südiranischen Provinz Buschehr kommt es immer wieder zu starken Erdbeben.
(JNS und Agenturen)
Kategorien:Nahost

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