Erstmals in der Geschichte Israels blieben das Jerusalemer Aussenamt plus 103 Auslandsmissionen zu – und zwar komplett. Nicht einmal Aussenminister Avigdor Lieberman erschien am Montag. Grund dafür ist der seit Jahren schwelende Tarifkonflikt.
Weil sie ihrer Meinung nach zu wenig verdienen, ist das Personal des israelischen Aussenministeriums in den Streik getreten. Dieser könnte dem Papstbesuch Probleme bereiten.
In einem seit langem schwelenden Streit um höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen greifen die Angestellten des israelischen Aussenministeriums zu einem für sie ungewöhnlichen Druckmittel. Erstmals treten sie in den Streik.
Wegen eines «Generalstreiks» des Personals bleibe das Aussenministerium geschlossen, ebenso wie ab Montag alle diplomatischen Vertretungen im Ausland, meldete das Ministerium am Sonntag auf seiner Website. Nach Angaben der israelischen Medien ist es das erste Mal seit der Staatsgründung vor bald 66 Jahren, dass der diplomatische Dienst in den Ausstand tritt.
Bereits im vergangenen Jahr hatten die Proteste zu Arbeitsniederlegungen geführt, doch wurden sie im Juli nach Aufnahme von Gehaltsverhandlungen mit dem Finanzministerium auf Eis gelegt. Diese endeten Anfang März in einer Sackgasse.
Seitdem befinden sich Diplomaten bereits in einer Art Bummelstreik. Nach Angaben des Aussenministeriums kümmerten sie sich seit Anfang März weder um Visums-Anträge noch um die Organisation von offiziellen Besuchen im In- und Ausland.
Nach Angaben von Regierungsvertretern gefährden die Arbeitsniederlegungen auch den für Mai geplanten ersten Besuch von Papst Franziskus im Heiligen Land. Der Vatikan hatte bereits davor gewarnt, dass der Arbeitsstreit die Vorbereitungen zu dem Besuch «komplizieren könnte». Eine Absage der Reise sei aber nicht geplant.
Aussenminister Avigdor Lieberman, der laut Medien ebenfalls keinen Zutritt zu seinem Büro hat, verurteilte den Streik. Der Ausstand sei eine «unglückliche Entscheidung», erklärte er. Er diene niemandem, sondern sorge nur für «noch grösseren Schaden für die Angestellten».
Lieberman kündigte an, alles zu unternehmen, um den Schaden für das Land und seine Bürger so gering wie möglich zu halten. Dagegen äusserte die Zeitung «Jerusalem Post» Verständnis für die Streikenden. Nach mehr als einer Dekade ohne zumindest einem Inflationsausgleich bei den Gehältern sei deren Lage «unerträglich» geworden. (sda)
Foto: Mitarbeiter des israelischen Aussenministeriums streiken (AFP)
Kategorien:Politik
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