Erstmals seit rund 100 Jahren gibt es in Deutschland künftig wieder eine jüdische Militärseelsorge: Der sächsische Landesrabbiner Zsolt Balla wird heute in der Leipziger Synagoge feierlich in das Amt des Militärbundesrabbiners eingeführt. Neun weitere orthodoxe und liberale Militärrabbiner sollen ihm folgen. Bei der Feierstunde werden auch Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erwartet.

Der gebürtige Ungar Zsolt Balla ist 42 Jahre alt. Er lebt seit 2002 in Deutschland und ist seit 2019 Landesrabbiner von Sachsen.
Nach der Unterzeichnung eines Militärseelsorgestaatsvertrags im Dezember 2019 hatte der Bundestag im Mai 2020 der Berufung von Militärrabbinern zugestimmt. Zentralratspräsident Schuster bezeichnete die Einführung des ersten Rabbiners im Vorfeld der Feierstunde am Montag als einen «historischen Tag für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland». Die Wehrbeauftragte Eva Högl sprach von einem «grossartigen Zeichen».
Der designierte Bundeswehr-Rabbi Balla will antisemitischen Vorurteilen und Diskriminierungen mit Bildung begegnen. Er sagte dem Evangelischen Pressedienst: „Viele junge Menschen, die überhaupt keinen Umgang mit jüdischen Menschen haben, sind anfällig für Antisemitismus.“ Neben dem fortwährenden Dialog sei auch mehr Wissen über das Judentum überhaupt notwendig – auch in der Bundeswehr.
„Wenn wir die bösen Stimmen gegen Juden und Jüdinnen und gegen andere Minderheiten isolieren, wird uns das Miteinander gelingen.„
Zsolt Balla
Der 42-Jährige sagte, er hoffe, dass er durch sein neues Amt nicht nur die Bundeswehr, sondern auch die deutsche Bevölkerung erreichen könne. Das Amt sei eine historische Verantwortung. Hoffentlich werde die Bundeswehr künftig genauso selbstverständlich wie die Streitkräfte der USA, Frankreich und England jüdische Soldaten haben.
JNS & Agenturen
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