Nir Meir, der Generalsekretär der israelischen Kibbuzbewegung gratuliert Boris Johnson, dem ehemaligen britischen Aussenminister, zu seiner am Dienstag erfolgten Wahl zum Premierminister seines Landes und Nachfolger von Theresa May. Johnson hielt sich in den 1980er Jahren als Freiwlliger im Kibbuz Kfar Hanassi in Ober-Galiläa auf, wo er unter anderem in den Obsthainen arbeitete. Meir schreibt: «Ich bin sicher, dass sein Aufenthalt in Kfar Hanassi im Rahmen des bekannten Kibbutz-Volontariatsprogramms, bei ihm einen warmen Fleck für Israel im Allgemeinen und für die Kibbuzim in Speziellen entwickelt hat. Das gilt auch für die hunderttausenden von Frauen und Männern aus aller Welt, die sich als Volontäre in Kibbuzim aufgehalten haben». Das Volontär-Programm existiert schon seit 52 Jahren. Laut Nir Meir produziert es «die besten Botschafter Israels in allen Ecken der Welt». Meir hat keine Zweifel daran, dass Johnson auch zu diesen gehört. Der Generalsekretär der Kibbuzbewegung beabsichtigt, Boris Johnson eine offizielle Einladung als nächsten Ehrengast zur Kibbuz-Leadership-Konferenz zukommen zu lassen. (Jacques Ungar, tachles)
Boris Johnson und die Juden
Der nächste britische Premierminister ist ein farbiger Charakter.
Ungeachtet seiner politischen Ansichten ist der neue britische Premierminister Boris Johnson ein farbiger Charakter. Acht Jahre lang, bis 2016, war er Bürgermeister von London. In seinem ersten Jahr als Aussenminister wurde der neue Premier 2016 lächerlich gemacht, wie er auf seinem Handy Theresa Mays Rede an der Uno-Vollversammlung in New York redigierte. Viele britische Juden haben gegenüber Johnson gemischte Gefühle wegen seiner Kontakte zu Israel, seinen eigenen jüdischen Wurzeln, und seinem offensichtlichen Ignorieren für die Art und Weise wie viele Briten von hochrangigen Politikern erwarten, über religiöse Minderheiten zu sprechen.
1. Im Gegensatz zu May ist Johnson ein Hardliner und langfristiger Befürworter von Brexit. In anderen Worten hat er sich verpflichtet, Grossbritannien um jeden Preis aus der EU zu bringen, mit oder ohne Deal mit EU-Offiziellen. Das ist insofern riskant, als dass ein «no-deal-Brexit» die Wirtschaft allmählich verlangsamen würde, was wiederum die Chancen für Labour-Führer Jeremy Corbyn erhöhen könnte, nach Johnson gewählt zu werden. Viele britische Juden glauben, dass dies eine existentielle Gefahr für ihre Gemeinde bedeuten könnte angesichts der antisemitischen Explosion bei Labour seit Corbyns Amtsantritt 2015.
2. Boris fühlt jüdisch (manchmal). Johnsons mütterlicher Urgrossvater, Elias Avery Lowe, kam in Moskau als Sohn eines jüdischen Textilhändlers zur Welt. Das bestätigte Johnson 2007 in einem Zeitungsinterview: «Ich fühle mich jüdisch wenn ich das Gefühl habe, Juden befinden sich in Gefahr oder werden angegriffen. Dann kommt das irgendwie heraus».
3. Juden hatten trotzdem Klagen, als er Bürgermeister war…
In seiner ganzen Amtszeit als Londoner Bürgermeister ignorierte Johnson konsequent das Gesuch jüdischer Gruppen, die infamen pro-palästinensischen «al-Quds-Märsche» durch London zu verbieten, obwohl bei dieser Gelegenheit Aufrufe zu hören waren, Juden zu töten und andere antisemitische Sprüche. Erst letztes Jahr sagte die Londoner Polizei, sie würden an dem Anlass intervenieren und das Hissen von Hizbollah-Flaggen unterbinden. Dieses Unterbinden kam mit Sadiq Khan, einem Labour-Mitglied und praktizierendem Muslim als Bürgermeister. 2014 nannte Johnson Israels Attacken gegen die Hamas in Gaza «unverhältnismässig» und «hässlich und tragisch». Das werde Israel auf lange Sicht nicht gut tun, sagte er. Andererseits nannte er es «total inakzeptabel», dass unschuldige Israeli mit der Gefahr von Raketenfeuer und Bombardementen aus Gaza konfrontiert werden sollten.
4. …und auch als Aussenminister
Trotz einer Reihe pro-israelischer Erklärungen und Handlungen wird Johnson weitum als verantwortlich dafür gesehen, dass Grossbritannien mitgeholfen hat, eine Resolution des Uno-Sicherheitsrates gegen die israelische Siedlungspolitik mit zu entwerfen. Britisch-jüdische Führer nannten die Rolle Londons in dem Prozess eine «Schande», während andere Anhänger des Jüdischen Staates gar von einem «Verrat» sprachen. Johnson unterstützte auch den mit Iran erzielten Nukleardeal (….). (Cnaan Liphshiz, tachles)
Kategorien:Gesellschaft
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