Thorazitat des Tages – Parascha


Im 2. Buch Moses (Kapitel 17, Satz 12) steht: „…so hielten seine Hände treu aus…“ Weshalb hielten seine Hände treu aus? Da er an Gott glaubt und deshalb glaubt er ebenso, das Er ihn hören kann: Demnach entspricht das Gebet, dem Glauben an Gott.

Thora-Parascha

Schabbat: „WaJeshew“
Sidra: 1. Mose 37:1 – 40:23
Haftara: Melachim I (Könige 1) 11:1 – 28

Wajeschew-Psalm 112
Kennzeichen der Gottesfürchtigen

Psalm 112, der sowohl dem Wochenabschnitt Wajeschew als auch dem Wochenabschnitt Behar zugeordnet worden ist, beschreibt das Leben eines gottesfürchtigen, pflichtgetreuen Menschen. Schon der erste Vers hebt einen charakteristischen Zug hervor: „Selig der Mann, der den Ewigen fürchtet, sehr Lust hat an seinen Geboten!“ Im Talmud (Avoda Sara 19 a) steht folgende Auslegung: Er hat Freude an der Ausübung der Gebote und nicht an den mit ihnen zu gewinnenden Lohn. Der Talmud merkt an, dass wir dieselbe Lehre auch in einer Mischna finden: „Antigonos aus Sochno pflegte zu sagen: Seid nicht wie Diener, die ihrem Herren dienen, um Lohn zu erhalten, sondern seid wie Diener, die den Herrn bedienen nicht in der Absicht, Lohn zu empfangen“ (Sprüche der Väter 1,3).

Zu den Kennzeichen des Gottesfürchtigen gehört das Gottvertrauen: „Vor böser Nachricht fürchtet er nicht, fest ist sein Herz, vertrauensvoll in Gott. Gestützt fühlt sich sein Herz, er fürchtet nicht, sodass er ruhig auf seine Feinde schaut“ (Verse 7 und 8). Rabbiner Hirsch kommentiert: „Diese Gemütsruhe kennt nur ein gottesfürchtiger, gegen Gott und Menschen pflichtgetreuer Mensch.“

Ein Musterbeispiel gelebter Gottesfurcht finden wir im Wochenabschnitt Wajeschew. Josef, den unsere Weisen als einen Zaddik (Gerechten)   bezeichnen (siehe z. B. Joma 35 b), liess sich von Potifars Frau nicht zur Sünde verleiten: „ So war es, nach diesen Vorgängen, da hob die Frau seines Herren ihre Augen zu Josef auf und sprach: Lege dich zu mir! Er weigerte sich und sprach zu der Frau seines Herren: Siehe, mein Herr weiss neben mir um nichts, was im Hause vorgeht, und alles, was ihm ist, hat er in meine Hand gegeben; in diesem Hause ist niemand grösser als ich; nicht das Geringste hat er mir vorenthalten ausser dich, insofern du seine Frau bist: Wie soll ich nun eine so grosse Schlechtigkeit begehen, und mich gegen Gott versündigen“ (Bereschit 39,7 – 9). Wie Raschi erklärt, war Ehebruch schon den Nachkommen Noachs verboten worden (siehe auch Nachmanides zu dieser Stelle). (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)

Sidra WAJeschew

Tun oder nicht tun, das ist die Frage
Diese Woche hörte die Welt von einem chinesischen Wissenschaftler, der DNA von zwei Embryos manipulierte. Die inzwischen geborenen Kinder seien nun, so der Wissenschaftler, dem HI Virus widerstandsfähig. Die Diskussion, in wie fern und in welchen Situationen diese CRISPR-Technik angewendet werden darf, ist in aller Heftigkeit ausgebrochen. Die Kernfrage dabei ist, ob wir alles, wozu wir imstande sind, tatsächlich auch ausführen müssen, sollen oder dürfen. Ziehen wir unsere Geschichte heran, zeigt sich rasch, dass die Menschheit sich nicht abhalten lässt, neue Techniken und Methoden, wie gefährlich sie auch sein können, zu erfinden und – das sei gesagt – zumal für das Gute, rasch danach aber auch für das Böse einzusetzen.
Die im Paradies lebende Chawa wusste, dass sie eine verbotene Frucht begehrte. Sie konnte der Schönheit der Frucht nicht widerstehen und da sie die Fähigkeit und Möglichkeit hatte, tat sie das Verbotene. Hinge die Frucht zu hoch, hätte sie bestimmt die Leiter erfunden.
Eine der schönsten und gefährlichsten Eigenschaften des Menschen ist seine Neugierde. Neugierde kombiniert mit Intelligenz scheint alle Grenzen sprengen zu können. Nach dem Mond haben wir nun auch den Mars erreicht. Obwohl …., ein Rückflugticket gibt es noch nicht. Tausende Menschen gaben kund, interessiert in einer Reise ‘Mars einfach’ zu sein.  Wieder steht die Frage im Raum: Ja, wir können es, aber müssen wir zum Mars fliegen wollen?
Die Menschen haben in die Natur eingegriffen. Sicher, es war ein göttlicher Auftrag über die Tiere zu herrschen. Wie weit dürfen wir dabei aber gehen? Es wurden zum Beispiel Hunde-, Schweine- und Kuhrassen gezüchtet, je nach Bedarf des Menschen, je nachdem, was das Tier uns Menschen ‘liefern’, d.h. nutzen sollte.  In unserer unersättlichen Sucht nach Energie bauen wir riesige Stauseen, wofür hunderttausende Menschen unfreiwillig umgesiedelt werden. Wir können Atom spalten und damit Energie aufwecken. Die Welt aber auch zerstören.
In der dieswöchigen Sidra Wajeschew lesen wir, dass Ja’akow den Jossef mehr liebt als seine anderen Kinder. Jossefs Brüder verkaufen ihn aus Neid an Händler, die ihn nach Ägypten bringen, wo Potifar ihn als Haussklave kauft. Jossefs Fähigkeiten bleiben nicht unbemerkt und so erarbeitet er sich den Job des Hausmanagers.  Potifars Frau versucht Jossef vergebens zu verführen, worauf die abgewiesene Frau ihn der Vergewaltigung beschuldigt. Jossef endet im Gefängnis. Die Treue zu Potifar und die daraus folgende Ablehnung der Avance seiner Frau, brachten die Rabbinen dazu, Jossef den Titel ‚Hazadik – der Gerechte‘ zu geben. Er hat es trotz der verlockenden Möglichkeit nicht getan.
In Pirke Awot (Sprüche der Väter) lesen wir: אֵיזֶהוּ גִבּוֹר, הַכּוֹבֵשׁ אֶת יִצְרוֹ  «Wer ist stark? Der seine Leidenschaft bezwingt.» Für mich bedeutet dies eine Antwort auf die oben aufgeworfene Frage. Nein, wir sollen nicht notwendigerweise alles tun, wozu wir imstande und in der Lage sind.
Der Entscheid ‘tun oder nicht tun’ ist immer der Moral unterstellt.

Schabbat Schalom,
Rabbiner Ruven Bar Ephraim, JLG Zürich



Kategorien:Gesellschaft

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