Sensationsfund – Bibel-Fragmente in Höhle entdeckt


In der Nähe des Toten Meeres haben Archäologen Fragmente einer Schriftrolle mit biblischen Texten entdeckt. Sie wurden dort vermutlich vor fast 1900 Jahren versteckt. In den Schriften sind Auszüge aus dem Zwölfprophetenbuch enthalten.

Ein Reporter des Senders KAN konnte die Höhle bereits besuchen. Sie liegt im Gebirge, das vor dem Toten Meer steil in die Höhe ragt. Extrem heiss und trocken ist es in der Gegend. Perfekte Bedingungen, damit Gegenstände Jahrhunderte und sogar Jahrtausende überdauern.

„Hier haben wir eine sehr schöne Sohle einer Sandale“, sagt eine Archäologin. „Das ist wirklich beindruckend. Man kann sogar die Naht erkennen, die am Rand der Sohle gefertigt wurde, sogar die Riemen an den Seiten. Es ist eine typische Sandale, mit der wir heutzutage an den Strand gehen.“Mit dem Unterschied, dass diese Sohle etwa 2000 Jahre alt ist. „Höhle des Horrors“ haben die Forscherinnen und Forscher den Ort der Funde genannt. Weil sie nur extrem beschwerlich mit Seilen erreicht werden kann. Ausserdem wurden in der Höhle etwa 30 Skelette gefunden. Sie stammen aus der Zeit des jüdischen Bar-Kochba-Aufstandes. 132-136 nach Christus rebellierten Juden gegen die Römer. In der Höhle suchten sie offenbar Schutz.

Zu den weiteren Funden zählt das 6.000 Jahre alte Skelett eines Kindes – wahrscheinlich ein Mädchen, das im Alter von sechs bis zwölf Jahren gestorben ist. Das Skelett war in Tuch gewickelt. Aufgrund der klimatischen Bedingungen hatte ein natürlicher Mumifizierungsprozess eingesetzt: Sogar Teile der Haut, der Haare und der Sehnen sind erhalten.

Von der Schriftrolle, die nun für so viel Aufsehen sorgt, sind Fragmente mit Bibeltexten auf Griechisch erhalten. Rekonstruiert wurde unter anderem ein Text aus dem Buch Sacharja, das zum Zwölfprophetenbuch gehört. Darin heisst es: „Das sind die Dinge, die ihr tun sollt: Sagt untereinander die Wahrheit! Fällt an euren Stadttoren Urteile, die der Wahrheit entsprechen und dem Frieden dienen. Plant in eurem Herzen nichts Böses gegen euren Nächsten und liebt keine verlogenen Schwüre!“

Einen Fund dieser Art gab es in der Region zuletzt vor 60 Jahren. Die Forscherinnen und Forscher sind auch deshalb so begeistert, weil über den Bar-Kochba-Aufstand bisher nur wenig bekannt ist. Der Archäologe Ofer Sion leitete die Ausgrabung der israelischen Antikenbehörde. „Aus der Literatur und der Geschichte wissen wir nichts über Bar Kochba“, sagt er. „Deswegen sind es die archäologischen Fundstücke, die uns etwas darüber erzählen. Es gab sogar solche, die behaupteten, es hätte diese Person nie gegeben. Aber die archäologischen Funde, vor allem, die aus dem Bergland Judäas stammen, erzählen so viel.“

Verschiedene Fundstücke werden präsentiert. Sie stammen aus der Zeit des jüdischen Bar-Kochba-Aufstandes. Bild: EPA

Die Forscherinnen und Forscher trieb nicht nur die Neugier an. Es ging auch um den Faktor Zeit. Um die Furcht, dass ihnen Antikenräuber zuvorkommen. Immer wieder tauchen Objekte auf dem Schwarzmarkt auf. Amir Ganor leitet eine israelische Behörde, die den Raub der Antiken verhindern soll. Einmal erreichte seine Einheit ein wichtiger Papyrus. Die Suche nach dem Ursprung, führte die Forscherinnen und Forscher in ein Wüstenwadi.

Der Leiter der Altertumsbehörde, Israel Hasson, verweist auf die körperlichen Mühen, die die Archäologen auf sich genommen haben: „Das Wüstenteam hat aussergewöhnlichen Mut, Hingabe und Zielstrebigkeit bewiesen, indem es sich zwischen Himmel und Erde in die Höhlen abseilte, dort grub und sie durchsuchte, dabei dicken und erstickenden Staub ertrug und mit Geschenken von unermesslichem Wert für die Menschheit zurückkehrte.“

Archäologen verschaffen sich mit Seilen den Zugang zur Höhle des Schreckens
Foto: Israelische Altertumsbehörde

„Wir betraten die Höhlen, in denen die Diebe bereits waren“, sagt Ganor. „Das war ganz schön deprimierend, weil wir in jeder Höhle ein Bild der Zerstörung vorfanden. Uns wurde klar, dass wir 60 Jahre verloren hatten. 60 Jahre lang haben wir uns verteidigt und dieses Mal haben wir uns entschieden, anzugreifen. Bis jetzt sind wir 400 Höhlen durchgegangen.“

Seit 2017 durchkämmt die israelische Antikenbehörde systematisch die Region. Sie will möglichen Dieben damit zuvorkommen. Die israelische Antikenbehörde glaubt, dass die nun gefundenen Schriftstücke nicht nur für Israel, sondern für die ganze Welt von grosser Bedeutung sind. Israel Hasson, der Chef der Behörde, spricht auch von einem Weckruf für den Staat. Er forderte die israelische Regierung auf, mehr Geld für die Rettungsaktionen zur Verfügung zu stellen. Damit das, was aktuell noch in den Höhlen der judäischen Berge liegt, nicht in die falschen Hände gelangt.



Kategorien:Kultur

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