Massive Flucht aus Gaza


Tausende junge Gazaner haben in den letzten acht Monaten den Gazastreifen verlassen. Unter ihnen auch viele Ärzte. Wie das Nachrichtenportal Ynet berichtet, ist zwischen den Monaten Mai und September 2018 jeder zweite Mensch, der den Gazastreifen verlassen hatte, nicht zurückgekommen. Eine Tatsache, die die Hamas gerne verheimlichen würde.

Dem Bericht von Ynet zufolge haben in den Monaten Mai bis September, an denen der Rafah-Grenzübergang geöffnet war, 36000 Bewohner den Gazastreifen nach Ägypten verlassen. Bis heute sind jedoch nur 17000 von ihnen in den Gazastreifen zurückgekehrt, was bedeutet, dass jeder zweite den Gazastreifen verlassen hatte, um zu einem anderen Ort auf der Welt zu gelangen.

Grund dafür ist die schwierige Lage im Gazastreifen, wo die Arbeitslosenquote bei 53 Prozent liegt und der durchschnittliche Tageslohn um die 62 Shekel (ca. 15 Euro) beträgt. Viele junge gebildete Menschen sehen im Gazastreifen keine Möglichkeit, sich zu entfalten. Auch ein erfolgreiches Studium garantiere keine sichere Zukunft, wie ein junger erfolgreicher Absolvent der Wirtschaftswissenschaften sagte.

Doch die Ausreise aus dem Gazastreifen ist keine billige Angelegenheit. So verlassen täglich nur zwischen einigen Dutzend oder einigen Hundert Menschen den Gazastreifen, je nachdem, welche Zahl die ägyptischen Behörden genehmigen. Daher ist die Warteliste lang, es sei denn, man trägt sich in eine besondere Liste ein, die von einem privaten Büro in Zusammenarbeit mit ägyptischen Beamten geführt wird. Um in diese Liste zu kommen, muss allerdings bezahlt werden. Und das nicht zu wenig. Dem Bericht zufolge kostet die Eintragung in die Liste 1500 US-Dollar, eine enorme Summe im Vergleich zum durchschnittlichen Einkommen im Gazastreifen. Doch oft ist dies der einzige Weg, um den Gazastreifen verlassen zu können, es sei denn, man ist krank und benötigt eine besondere Behandlung oder Student.

Die Tatsache, dass ausgerechnet viele Ärzte den Streifen verlassen, ist zu einem grossen Problem geworden. Die medizinische Versorgung dort steht eh immer wieder vor dem Zusammenbruch, es fehlen ohnehin viele Ärzte. Doch einigen Ärzten war die persönliche Zukunft von ihnen und ihren Familien wichtiger. Daher entschieden sie sich, den Gazastreifen zu verlassen. Dem Bericht zufolge haben bis zum November 82 Ärzte den Gazastreifen verlassen und sind nicht wieder zurückgekommen.

Für die schlechte wirtschaftliche Lage wird von einem der Ärzte, die Gaza verlassen haben, übrigens nicht Israel, sondern Palästinenserchef Mahmud Abbas verantwortlich gemacht. Die Lage habe sich durch die wirtschaftlichen Sanktionen der Palästinensischen Autonomiebehörde verschlechtert, sagte ein Arzt, dessen Gehalt um 60 Prozent gekürzt wurde, was dem Arzt keine andere Wahl liess, als den Gazastreifen mit seiner Familie zu verlassen, als der Grenzübergang geöffnet wurde.

Der Trend, dass immer mehr junge Menschen den Gazastreifen verlassen, veranlasste einen Professor der islamischen Universität in Gaza in einem Post auf Facebook ein Gesetz zu fordern, dass qualifizierten Menschen und Angestellten wichtiger Berufe die Ausreise untersagen soll, aus Angst, sie könnten nicht wieder zurückkommen.

Bild: Bewohner des Gazastreifens warten am Grenzübergang in Rafah (Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90)



Kategorien:Nahost

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