Gleich nach Jom Kippur begannen die Vorbereitungen zum einwöchigen Laubhüttenfest, Sukkot. Überall hörte man ein fleissiges Hämmern, um die Sukka, die Laubhütte, aufzubauen.
Heute Abend beginnt das Laubhüttenfest, Sukkot. Es erinnert uns an den 40-jährigen Gang des Jüdischen Volkes durch die Wüste nach dem Auszug aus Ägypten. In dieser Woche wird die sogenannte Sukkah, die Laubhütte gebaut, wo in der Woche des Festes die Mahlzeiten eingenommen werden sollen. Viele religiöse Juden übernachten auch dort. Die Laubhütte ist eine Erinnerung an die einfachen Lehmhütten, in denen das Volk Israel in der Wüste übernachtet hatte. Für die Laubhütte braucht man die sogenannten “4 Minim”, die vier Bestandteile des traditionellen Feststrausses, die schon vor dem Jom Kippur auf besonderen Märkten verkauft wurden. Dieser Feststrauss besteht aus vier verschiedenen Arten:
Der Etrog, eine Frucht des Zitrusbaums für einen guten Geruch und Geschmack, er repräsentiert das Torahstudium und das Erfüllen der Gebote. Für das Aussehen des Etrogs gibt es strenge Richtlinien. Je genauer der Etrog diesen Richtlinien entspricht, desto wertvoller ist er.
Der Lulav, ein Palmwedel, eines Baumes, dessen Früchte, die Datteln, wohl geruchlos sind, aber sehr gut schmecken, er repräsentiert jemanden, der nicht viel weiss, die Tora nicht so intensiv gelernt hat, aber nach den Geboten lebt. Dieser Palmwedel muss gerade sein und die einzelnen Rispen dürfen nicht zu dicht beieinanderliegen.
Der Myrtenzweig, der sehr gut riecht, aber geschmacklos ist. Er repräsentiert jemanden steht, der sehr viel studiert, aber sich selbst nicht so sehr daran hält. Der Myrtezweig soll aus drei Zweigen bestehen mit jeweils drei Blättern.
Die Bachweide, die weder einen guten Geruch oder Geschmack hat, und für jemanden steht, der weder die Torah studiert hat noch ihre Gebote befolgt. Hier genügen zwei Zweige, der Stiel sollte rot sein und die Blätter schmal und lang. Da die Bachweide immer frisch sein sollte, wird sie im Laufe des einwöchigen Festes mehrmals ausgewechselt.
Wie wird Sukkot eingehalten?
Als unsere Vorväter die Wüste Sinai vor ihrem Eintritt in das Land Israel durchquerten, umringten und überschwebten sie die wundervollen Wolken der Herrlichkeit und schirmten sie von allen Gefahren und Unannehmlichkeiten der Wüste ab. Seither gedenken wir G-ttes Güte und beteuern erneut unser Vertrauen in Seine Fürsorge, indem wir während des im Herbst stattfindenden Sukkot-Festes in der Sukka wohnen. Die Sukka ist eine provisorisch gebaute Hütte mit einer Bedeckung aus Baumästen oder Palmwedeln. Für sieben Tage und Nächte essen wir in der Sukka alle Mahlzeiten, sagen einen speziellen Segen über das in ihr Sitzen und betrachten die Sukka überhaupt als unsere Wohnung.
Eine weitere speziell mit dem Sukkot-Fest in Verbindung stehende Mizwa ist das Nehmen der vier Arten: einen Etrog (zitonenähnliche Zitrusfrucht), einen Lulaw (Palmwedel), drei Hadassim (Myrtenzweige) und zwei Arawot (Weidenäste). Der Midrasch sagt uns, dass die vier Arten die Gemeinde der Kinder Israels darstellenden verschiedenen Typen und Persönlichkeiten repräsentieren, die dessen immanente Einigkeit wir am Sukkot-Fest betonen.
An jedem Tag des Festes, ausgenommen am Schabbat, nehmen wir während der Tageszeit die vier Arten, um über ihnen einen Segen zu sprechen. Danach bringen wir sie mit unseren Händen zusammen und schütteln sie in alle sechs Richtungen: Nach rechts, links, vorwärts, rückwärts, oben, unten. Dieses Schütteln der vier Arten ist ein integraler Bestandteil des morgendlichen Festtags-G-ttesdiestes.
Sukkot wird auch die Zeit unserer Freude genannt, und in der Tat erfüllt das Fest eine besondere Freude. Nächtliche Wassergiess-Feierlichkeiten, nostalgische Erinnerungen an die vom Abend bis zum Morgen reichenden Dämmerungs-Freudenfeste, wie sie im Heiligen Tempel abgehalten wurden. Das galt als Vorbereitung für das Tragen des während des Festtags-G-ttesdienstes verwendeten Wassers, das Synagogen und Strassen bis in die frühen Morgenstunden mit Liedern und mit Musik erfüllte.
Sukkot dauert vom fünfzehnten bis zum einundzwanzigsten Tischrei. Die ersten zwei Tage des Festes sind herkömmliche Festtage, an denen die meisten Arbeiten verboten sind. Am Abend zuvor zünden die Frauen die Kerzen und sagen den entsprechenden Segen, und wir geniessen abends und tagsüber festliche Mahlzeiten, eingeleitet durch einen Kiddusch. In Israel ist es nur der erste Tag.
Die übrigen Tage des Festes sind die „Chol Hamoed“ („zwischenliegende Tage“), an denen die meisten Tätigkeiten erlaubt sind. Wir bemühen uns, in dieser Woche nicht zu arbeiten, keine Wäsche zu waschen, nicht zu schreiben und auch andere Tätigkeiten zu vermeiden, die nicht direkt zum Feiern erforderlich sind. Viele Familien benutzen die Gelegenheit, diese Zeit gemeinsam zu verbringen, um etwas zusammen zu unternehmen.
An jedem Tag des Sukkot-Festes, einschliesslich Chol Hamoed, sagen wir das vollständige Hallel, Hoschanot und fügen das Mussaf-Gebet hinzu. An jedem Tag wird die Tora während des morgendlichen G-ttesdienstes gelesen.
Der siebente Tag von Sukkot wird Hoschana Rabba („Grosse Rettung“) genannt. Gemäss Tradition, wird der Urteilsspruch für das neue Jahr – der an Rosch Haschana geschrieben und am Jom Kippur besiegelt wurde – erst am Hoschana Rabba vom G-ttlichen Gericht überreicht. An jenem Tag umkreisen wir die Bima (Lesetisch für die Tora in der Synagoge) sieben Mal. Dabei halten wir die vier Arten und sagen Gebete für das kommende Jahr, z.B. speziell für den Regen, der gleichbedeutend mit Reichtum ist. Im Verlauf der morgendlichen Gebete ist es auch Tradition, ein Bündel von fünf Weidenästen mit der Hand fünf mal gegen den Boden zu schlagen.
Unverzüglich nach Sukkot folgt das Schmini Azeret und Simchat Tora Fest.
Kategorien:Gesellschaft
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