Tel Aviv genehmigt Betrieb von Bussen am Shabbat


Diejenigen, die schon einmal in Israel unterwegs waren, geschweige denn hier Leben, werden den in der Tat sehr wichtigen Hinweis kennen: „Vergiss nicht freitagabends bis samstagabends fahren keine Busse, da ist Shabbat.“ Das könnte sich in Zukunft in der Region um die Metropole Tel Aviv allerdings bald ändern. Eine Veränderung die viele erfreut, aber auch einige verärgert.

Letzte Woche bestätigte die Stadtverwaltung Tel-Aviv-Jaffa ein Budget von 1,5 Millionen NIS für die Finanzierung eines Intercity-Minibusdienstes an Shabbat. Dieses Projekt geschieht in Kooperation mit den Städten Givatayim, Kiryat Ono und Ramat Hasharon, welche diese durch sieben separate Linien mit der Metropole verbinden sollen.

Eigentlich ist der Betrieb von öffentlichem Verkehrsmittel am Shabbat bis auf wenige Ausnahmen in Israel verboten. Einige Orte haben in den letzten Jahren öffentliche Verkehrsdienste eingeführt, die allerdings von der gesetzlichen Definition abweichen, sodass sie das Verbot umgehen können. So soll auch in diesem Projekt vorgegangen werden. Um nicht unter die rechtliche Definition des öffentlichen Verkehrs zu fallen, ist es wichtig, dass der Dienst bei der Fahrt kein Geld von den Fahrgästen einzieht. Die teilnehmenden Städte dieses Vorhabens sagten, dass die Dienstleistung zunächst kostenlos sein würde, sich dies aber auch bald ändern könne. Selbst wenn in Zukunft Zahlungen erforderlich sein werden, gibt es Möglichkeiten, Geld für die Dienstleistung zu sammeln, die dennoch sicherstellen würden, dass sie nicht als öffentlicher Verkehr definiert ist.

Die Kosten für den Betrieb des neuen Busverkehrs würden sich jährlich auf 12,5 Millionen NIS belaufen. Geplant ist den Betrieb des Netzwerkes bis Ende des Jahres zu starten.

Einer der Auslöser war die Bekanntgabe der partizipierenden Städte öffentliche Verkehrsmittel auch an Shabbat anbieten zu wollen.

Ziel des Projekts ist es eine Lösung für die steigenden Anforderungen der Öffentlichkeit an die Schaffung von Mobilitätslösungen für die ganze Woche zu finden und Verkehrsalternativen zu schaffen, die dazu beitragen, den Bedarf an einem Privatfahrzeug für Anwohner und Besucher, zu reduzieren und deren Nutzung zu reduzieren.

Ron Huldai, Bürgermeister von Tel Aviv, erklärte bei der Ankündigung des Vorhabens, dass dieses ebenfalls eine Senkung der Lebenshaltungskosten bedeute, Transport- und Parkprobleme löse und Besuchern sowie dem Teil der Bevölkerung, die kein Privatfahrzeug besitzen, Mobilität biete.

Die Meinungen sind natürlich geteilt: Vor allem religiöse Gegner ärgert das Projekt. Uri Maklev, von der ultra-orthodoxen Partei des Judentums der Vereinigten Torah, verurteilte dieses und forderte den Verkehrsminister das Vorhaben zu verhindern. “Der Ruhetag wird von der Zentralregierung und nicht von der lokalen Regierung bestimmt, und es ist verboten, populistische Entscheidungen der lokalen Regierungen den gegenwärtigen Zustand im Land bestimmen zu lassen”, so Maklev. In einer Stellungnahme an die Presse sagte ein Sprecher der konservative religiös-zionistische Hotam-Organisation: “Dies ist ein gefährlicher Trend, der versucht, jede Erinnerung an das Judentum zu beseitigen.” Auf der anderen Seite lobt die säkulare Israel Be Free Bewegung das Projekt und Uri Keidar, Direktor der genannten Organisation erklärt: “Der öffentliche Verkehr ist ein Grundrecht, am Sabbat wie an jedem anderen Tag, und bald werden wir ebenfalls Züge fahren sehen und Israel auf die für 2019 angemessenen Standards bringen.”

 



Kategorien:Gesellschaft

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