Der Sommer ist da. Die Ober- und Mittelstufe haben schon seit dem 20. Juni Sommerferien, die Grundschulen und Kindergärten werden morgen ihren letzten Schultag haben. Die Anzahl der Fälle und das Alter der Infizierten nehmen zu, schrieb die Israelische Gesellschaft für Infektionskrankheiten in einem Brief an das Gesundheitsministerium. Angesichts eines starken Neuanstiegs von Corona-Infektionen in Israel hat Regierungschef Benjamin Netanjahu die Gesundheitsbehörden angewiesen, epidemiologische Untersuchungen und Testzeiten zu verkürzen. Das sogenannte Corona-Kabinett wollte sich am Montag erneut versammeln, um über mögliche weitere Schritte zu beraten, wie Netanjahus Büro am Sonntag mitteilte.
Netanjahu habe die Behörden angewiesen, den Zeitrahmen für die epidemiologische Untersuchung neuer Corona-Fälle auf 48 Stunden zu reduzieren, hiess es in der Stellungnahme. Es dürfe nicht länger dauern vom Moment der Diagnose bis zur Information aller Kontaktpersonen, die in Quarantäne gehen müssten. Ausserdem müssten Corona-Testzeiten auf zwölf Stunden reduziert werden. Es hatte zahlreiche Beschwerden über zu lange Wartezeiten gegeben, die eine weitere Ausbreitung des Coronavirus begünstigten.
Am Sonntag beriet das Corona-Kabinett über eine mögliche Reduzierung der Büroarbeit im öffentlichen Sektor, so dass 30 Prozent der Arbeit im Homeoffice verrichtet werden könnten.
Israel hatte zu Beginn der Corona-Welle sehr schnell mit rigorosen Massnahmen reagiert, der Verlauf der Pandemie in dem kleinen Mittelmeerland war zunächst glimpflich. Seit Ende Mai gibt es jedoch einen deutlichen Neuanstieg von Infektionen. In einem Brief an das Gesundheitsministerium schrieb Miri Weinberger, Leiterin der Gesellschaft, dass in Israel nicht nur die Anzahl der Fälle nach oben gehe, sondern auch das Alter der Infizierten. Dies sei ein Indikator dafür, dass Patienten stärker betroffen sein könnten.
„In den letzten zwei Wochen hat die Anzahl der täglichen Infektionen mit dem Coronavirus dramatisch zugenommen. In den vergangenen Tagen hat auch das Alter der diagnostizierten und im Krankenhaus aufgenommenen Personen zugenommen“, zitiert die „Times of Israel“ aus Weinbergers Brief. „Wir sind dabei, die Kontrolle über die Epidemie in Israel zu verlieren. Wir stehen kurz vor dem Punkt ohne Wiederkehr, an dem es zu Masseninfektionen und Belastungen schwerkranker Patienten kommen wird.“ Anfang der Woche müsse deshalb dringend mit Massnahmen begonnen werden, so Weinberger.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Erreger Sars-CoV-2 bisher bei 23 497 Menschen in Israel nachgewiesen worden, 318 sind gestorben. Am Samstag war die bisher jüngste Patientin gestorben, eine 19-Jährige, die allerdings an Vorerkrankungen gelitten hatte.
Der Brief enthielt eine Reihe von Empfehlungen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Virus, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender Kan. Darunter sind die Verbesserung der Tests und der Kontaktverfolgung, ein erhöhter Schutz für medizinisches Personal, eine Bestandsaufnahme wirksamer Arzneimittel zur Behandlung und ein Mehrjahresplan dazu, wie mit Epidemien umgegangen werden sollte.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, dass Israels „Coronavirus-Kabinett“ zusammentreten werde, um einige Beschränkungen für Versammlungen angesichts der zunehmenden Infektionen sowie eine verstärkte Durchsetzung der Vorschriften wieder einzuführen. Netanjahu habe die Behörden zudem angewiesen, den Zeitrahmen für die epidemiologische Untersuchung neuer Corona-Fälle auf 48 Stunden zu reduzieren, hiess es in einer Stellungnahme seines Büros. Es dürfe nicht länger dauern vom Moment der Diagnose bis zur Information aller Kontaktpersonen, die in Quarantäne gehen müssten. Ausserdem müssten Corona-Testzeiten auf zwölf Stunden reduziert werden.
Die wirtschaftliche Lage ist für viele Menschen in Israel katastrophal. Und daher traut sich niemand mehr, Entscheidungen zu fällen. Jeder ist nun für sich selbst verantwortlich. Heute Nachmittag möchte sich das „Corona-Kabinett“ auf einige Einschränkungen einigen. Gestern hatte das nicht wirklich geklappt. Auch, wenn das Gesundheitsministerium davor warnte, noch länger mit der Entscheidung zu Massnahmen zu warten.
Da sich die Situation in Israel im Monat Juni so sehr verschlechtert hat, hat Europa nun die Grenzen für Israelis dicht gemacht und nicht in die Wiederaufnahme des Flugverkehrs einbezogen. Auch mit den versprochenen Flügen nach Griechenland oder Zypern ab dem 1. August wird es wohl nichts werden. Zu Beginn der Krise war Israel ein Vorbild für die Welt im Umgang mit Corona, heute ist es leider eher ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Offensichtlich wurde einfach etwas zu schnell in den Alltag zurück gerannt und zu viele Massnahmen gelockert.
In Wahrheit weiss eigentlich ja keiner auf dieser Welt, wie man es richtig machen soll. Wir sitzen alle im selben Boot. Die erhoffte Rückkehr in den Alltag, wie er vor dem Auftreten des Corona-Virus war, den gibt es eben nicht. Wir müssen jetzt erst einmal mit diesem besonderen Alltag weitermachen. Fakt ist, jeder muss sich persönlich immer mehr daran gewöhnen und so lange es keinen wirksamen Impfstoff für jeden gibt, hat die Menschheit keine andere Wahl.
(JNS und Agenturen)
Kategorien:Gesellschaft
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